Das Zukunftsdorf

Gute Voraussetzungen für ein Pionierprojekt

Für nachhaltiges Wohnen, das auch soziale Aspekte beinhaltet, gibt es eine grosse Nachfrage. Verschiedenste Projekte, sowohl im ländlichen wie auch im urbanen Raum, sind in den letzten Jahren in der Schweiz entstanden. Solche Projekte sind durch ihren Pioniercharakter wichtig für die nachhaltige Entwicklung. Keines davon bietet aber Raum für mehr als ein paar hundert Menschen. Grössere Projekte findet man nur im Ausland. In der dicht besiedelten Schweiz bieten sich diesbezüglich weniger Möglichkeiten. Viele der kleineren Schweizer Projekte befinden sich in der Peripherie der Städte oder in abgelegenen, ländlichen Regionen.

In Egnach, gut gelegen zwischen Arbon und Romanshorn, besteht die Möglichkeit, direkt beim Bahnhof grosse Areale zu überbauen, mit denen das neue Ortszentrum massgeblich definiert wird. Egnach besteht aus vielen verschiedenen Ortsteilen und Weilern und verfügt über kein eigentliches Zentrum. Die Entwicklung, die in dem Gebiet direkt am See erfolgt, ist darum wesentlich für Egnach.

Es besteht die Chance, ein Leuchtturmprojekt für die ganze Schweiz zu schaffen, das auch über die Landesgrenzen hinaus ausstrahlen wird. Dies wird möglich, wenn die Siedlung eine hohe Qualität aufweist und ganzheitlich innovativ ist in Bezug auf nachhaltige Lebensstile und Wirtschaftsweisen.

Ein Leuchtturmprojekt für Egnach / Bild: Jürgen Scheff (unsplash)

Egnach möchte enkeltauglich, respektive zukunftsfähig werden. Dafür führte die Gemeinde 2019 einen Mitwirkungsprozess durch. Daraus sind verschiedene Projekte entstanden. Unabhängig davon wird eine Gruppe von Egnacherinnen und Egnachern im Schloss Luxburg eine Slow-Travel-Destination schaffen, die den Zielen der nachhaltigen Entwicklung verpflichtet ist. Dies ist ein guter Boden für ein weiteres, grosses Nachhaltigkeitsprojekt, wie wir es mit dem Zukunftsdorf umsetzen möchten und auf dem ehemaligen Mosterei-Areal einen ersten Anker setzen können.

Die Lage des Zukunftsdorfes

Rund um den Bahnhof Egnach liegt ein grosses Entwicklungsgebiet. Dieses umfasst einerseits historische Industriegebäude, die umgenutzt werden sollen, andererseits grosse Flächen, auf denen Neubauten möglich sind. Das eigentlich Spezielle an dem Projekt ist aber, dass damit ein Zentrum für Egnach definiert wird. Es ist die Chance, ein Dorf (mit-)zubauen. Im angrenzenden Quartier liegt die Luxburg. Von da es nicht mehr weit bis zum See.

Das Baugebiet liegt direkt am Bodensee / Bild: Harry Dona Huzv (unsplash)

Eine Postkarte aus der Zukunft

Ich steige in Egnach aus dem Zug und habe nur wenige Schritte bis zu meinem Zuhause. Dabei überquere ich den Dorfplatz und mache einen Abstecher in dem gemeinschaftsgetragenen Unverpackt-Dorfladen, der mit einem möglichst regionalem und nachhaltigen Angebot aufwartet und wo auch der Ernteanteil meines Gemüseabos bereitsteht. Zuhause verräume ich die Einkäufe und strecke erst einmal die Beine aus. Ich habe mich für eine verhältnismässig kleine Wohnung entschieden. Ich halte mich sowieso häufig draussen oder in den Gemeinschaftsräumen auf und freue mich über die dort möglichen Begegnungen oder verbringe Zeit mit Freunden, die auch in unserer ökologischen Siedlung, respektive im »Zukunftsdorf« wohnen. Heute habe ich mich für das Nachtessen so eingetragen, dass ich es fertig verpackt in Mehrweggeschirr mitnehmen kann. Voller Vorfreude spaziere ich schon die wenigen Minuten zum Bodensee, vorbei am Gemeinschaftsgarten, aus dem das Gemüse meines Nachtessens stammt. Am See geniesse ich das Essen und den Sonnenuntergang. 

Das Projekt bietet nicht nur die Chance, an einem Dorf mitzubauen, sondern es wird ein Beispiel dafür geschaffen, wie eine nachhaltige zukunftsfähige Gesellschaft aussehen wird. Das Zukunftsdorf nimmt die Zukunft vorweg. Dies soll nicht losgelöst von den sonstigen Entwicklungen in Egnach passieren. Der Austausch mit den Egnacherinnen und Egnachern wird gesucht. Dies geschieht mittels Veranstaltungen und dem direktem Austausch. Im Zukunftsdorf selber soll eine grosse Vielfalt an verschiedenen Menschen wohnen. 

Leben im Zukunftsdorf

Die Ausgestaltung der Idee

Im »Dorf der Zukunft« soll Wohnraum für verschiedene Ansprüche entstehen. Dadurch werden unterschiedliche Zielgruppen angesprochen. Eine gute Durchmischung ist für eine positive Entwicklung der Gemeinde Egnach unabdingbar.

Die Bauweise der Zukunft wird unserer Meinung nach vermutlich weitgehend mit Naturmaterialien wie Holz, Stroh, Hanf und Lehm (Low Tech) sein. An Universitäten und Hochschulen wird bereits heute dazu geforscht. Auf dem ersten Areal, das überbaut wird, lässt sich dies aber nicht umsetzen. Dafür war das Projekt bereits zu weit entwickelt, als es klar wurde, dass eine Zusammenarbeit zustande kommt.

Die Ausschreibungen erfolgt der Bauarbeiten erfolgt auf einer ökologischen Basis; hierfür kommen grundsätzlich die Standars von Eco-Devis zur Anwendung. Ein besonderes Augenmerk liegt auf einer schadstofffreie Raumluft. Dank der Verwendung der Eco-Devis sind grundsätzlich keine bedenklichen Schadstoffe in der Raumluft der neuen Wohnungen zu erwarten. Dennoch bestehen auf Baustellen umfangreiche Fehlerquellen (Verwendung von Produkten die nicht den Anforderungen der Ausschreibung entsprechen, unsachgemässe Verarbeitung von an sich unbedenklichen Materialien etc.). Zur Nachprüfung der Qualität der Realisierung werden nach der Baufertigstellung Messungen der Luftschadstoffe durchgeführt.

Bauen mit Holz (und im Falle des Strandkorbes ursprünglich auch mit Weide)

Die Energieversorgung wird durch PV-Anlagen und Wärmepumpen sichergestellt. 

Weiter soll nicht nur Wohnraum, sondern auch Gewerberaum entstehen. So wird die Möglichkeit geschaffen, am gleichen Ort zu arbeiten und zu wohnen. Dies ist nicht nur für Vertreter:innen der Kreativwirtschaft und Selbständige interessant. Es zeigt sich gerade, dass dauerhafte Anwesenheit im Büro keine Voraussetzung für eine gute Kultur der Zusammenarbeit in einer Firma ist. Viele Firmen denken aktuell um und reduzieren ihre Büroflächen. Wir streben an, dass das Zukunftsdorf darum mit einem Coworking-Space, Atelierräumen und Werkstätten aufwartet. Natürlich gehören zu einem funktionierenden, beispielhaften Zukunftsdorf auch z. B. Handwerker:innen, Sozialarbeiter:innen oder Pädagog:innen. Der Aussenraum hat eine hohe Aufenthaltsqualität, verfügt über sogenannte Aneignungsflächen (Gemeinschaftsgärten, Permakultur) und fördert die Biodiversität.

Gemeinschaftsgetragene Aktivitäten (Gemeinschaftsräume, Lebensmittelladen, Gemüsekooperative, etc.) werden für Lebensqualität sorgen. Ein partizipativer Prozess wird dorthin führen, bei dem die zukünftigen Bewohner:innen sich aktiv einbringen können. Auch haben wir in der Startphase eine Umfrage durchgeführt.

Neun Prioritäten

Diese Prioritäten haben wir ganz am Anfang des Projektes erstellt. Vieles davon wird erfüllt werden können. An einigen Zielsetzungen werden wir dranbleiben, weil diese von der Beteiligung abhängig sind (z.B. Gewerbenutzungen und Gemeinschaftsräume). In einer ersten Bauetappe werden wir noch keine Cluster-Wohnungen erstellen. Dies ist nur mit Menschen möglich, die sich dafür entscheiden und sich entsprechend organisieren. Dazu laden wir ab Herbst 2022 ein über die Beteiligung. Der Prozess der Selbstorganisation braucht etwas Zeit. Und auf einige Dinge werden wir verzichten müssen, da wir wollen, dass die Wohnungen erschwinglich sind. Eine neue Webseite wird aufzeigen, wie es sich auf dem ersten Areal leben wird, das im Sinne des Zukunftsdorfs erstellt wird. 

All dies könnte ein Zukunftsdorf bieten. Die Vision wird von den Bewohner:innen gefüllt und gelebt.

Die Architektur

Das Zukunftsdorf soll einzigartig sein! Durch die Architektur, die Aussenraumgestaltung und Kunst im öffentlichen Raum soll ein sehr hoher Wiedererkennungswert geschaffen werden. Dies unterstützt die Vermarktung und schafft Identität. Das Zukunftsdorf könnte architektonisch folgende Merkmale aufweisen. Ein Teil davon wird partizipativ entstehen. Nicht alles davon kann bereits auf dem ersten Areal umgesetzt werden.

Ein Generationenprojekt: Tanzlinde.
Hier: Tanzlinde in Pesten (D)Foto: Pesten Benreis (unsplash)

Zusammenfassung der Ziele

Der Prozess

Es war unser Ziel, dies in zwei Jahren ab Sommer 2021 zu erreichen. Bereits im Sommer 2022 können wir sagen, dass dies geglückt ist. Es ist nun unser Ziel, dass dies nicht ein Dorf im Dorf entsteht, sondern dass zusammenwächst, was zusammen gehört. 

Wir freuen uns auf das 1. Sommernachtsfest am See